Aus meiner Rede zum Start ins neue Schuljahr

Mit der Konferenz der Führungskräfte wurde gestern das Bildungsjahr 2017/2018 eröffnet. In meiner Rede an die Direktorinnen und Direktoren habe ich in diesem Jahr eine Lanze gebrochen für die Arbeit unserer Pädagoginnen und Pädagogen. Denn: Die Bildungschancen unserer Kinder hängen nicht von der nächsten Schulreform ab, nicht von der Klassenstärke, nicht von der Ausstattung des Chemielabors, nicht vom gestrichenen 13. Schuljahr. Was wirklich zählt, sind die Menschen, die vor der Tafel stehen! Wir reden noch zu wenig darüber, wie entscheidend jeder Lehrer ist und dass dieser Beruf die Besten der Besten anlocken sollte!

Wir müssen unseren Pädagoginnen und Pädagogen, unseren Lehrpersonen deshalb Sicherheit und Planbarkeit für ihren Weg geben; und wir müssen sie in unserem Bildungssystem darin bestärken, diesen Weg zu beschreiten und beharrlich weiterzugehen. Da gibt es sicherlich noch einiges zu tun.

Wenn wir darüber reden sollen, wie entscheidend jeder Lehrer ist, dann…

  • muss über die Frage diskutiert werden, wie wir dafür sorgen, dass effektiv jene in den Dienst von Kindergarten und Schule treten, die für diese Aufgabe auch gut geeignet sind – und nicht nach dem Leitsatz „Unterrichten, das kann ja ein jeder!“ Die Umsetzung der Berufseingangsphase mit Beschluss der Landesregierung vom 25. Juli ist ein erster wesentlicher Schritt in diese Richtung.

  • muss alles getan werden, dass die Ausbildung unserer Pädagoginnen und Pädagogen, unserer Lehrpersonen von Qualität, Sicherheit und Planbarkeit geprägt ist, und das ist sie im Moment (noch) nicht! Ich bin zuversichtlich, dass in wenigen Wochen eine Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut von der italienischen Regierung verabschiedet werden wird, mit welcher die Kompetenz für die Lehrerausbildung dauerhaft dem Land Südtirol übertragen werden wird. 

  • sollen wir auch darüber reden dürfen, wie wir Quereinsteigern den Schritt in die Bildungswelt ermöglichen, wie wir Personen, die nicht auf Punkt und Beistrich jeden Titel erfüllen, aber für Schule unverzichtbar sind, zulassen können. Wir haben bereits mehrere gesetzliche Versuche in diese Richtung gewagt, aber sind leider auf Widerstand der römischen Regierung gestoßen, was uns zur Rücknahme dieser Bestimmung gebracht hat.

  • müssen wir hinterfragen, ob eine derart kurzfristige Stellenwahl vor Schuljahresbeginn einerseits eine gute Bildungsplanung ermöglicht, gleichzeitig aber auch die individuelle Zukunftsplanung zulässt. Ziel wird es deshalb sein, bereits im kommenden Jahr mit der Vergabe von mehrjährigen Aufträgen – nicht mehr nur befristeten einjährigen – effektiv zu beginnen und in der Folge auch den Termin für die Stellenwahl vorzuverlegen.

  • muss auch die Frage erlaubt sein, wie Leistung von Pädagoginnen und Pädagogen für Kindergarten und Schule mehr als bisher honoriert werden kann – nicht, indem alle über einen Kamm geschoren werden, sondern dass zählt und Wertschätzung erfährt, was weit über Dienst nach Vorschrift hinaus geleistet wird. Ein Modell der Leistungsprämie nach Gießkannensystem wird dem sicher nicht gerecht. Wir werden weiter daran arbeiten, dass wirklich „Leistung“ berücksichtigt wird.

  • dann sollte sich schließlich die gesamte Gesellschaft die Frage stellen, ob der Beruf in Kindergarten und Grundschule jene Wertschätzung erfährt, die er auch tatsächlich erfahren sollte. Meine Antwort darauf lautet: JA! Ich glaube, dass die Arbeit unsere Pädagoginnen und Pädagogen, unserer Lehrpersonen viel mehr Vertrauen erfährt und geschätzt wird, als wir alle glauben.

Die Kunst der guten Lehrer besteht im großen UND. Sie haben besonders hohe Ansprüche UND besonders viel Verständnis, sie sind äußerst fachorientiert UND persönlich zugewandt, überaus konsequent UND unterstützend. Meister in der Steigerung vieler Dimensionen. Und blitzschnell im Erkennen, welches Verhalten jeweils sinnvoll ist. Es ist der anspruchsvollste Beruf, den man wählen kann.

Sagen wir unseren jungen Menschen, dass es sich lohnt, diesen so besonderen Beruf anzustreben! Zu den schönsten Begegnungen während des Schuljahres zählen die Begegnungen mit den pensionierten Lehrpersonen. Immer und immer wieder antworten sie auf ein „Danke“ mit den Worten: „Ich habe zu danken. Dass ich diesen Beruf machen durfte, dass ich lernen durfte…“

Posted on August 26, 2017 .