Diese Woche haben wir in einer Pressekonferenz die von der Landesregierung besprochenen Maßnahmen zur Reduzierung der Wartelisten bekannt geben.
Der gewollt niederschwellige Zugang für die musikalische Jugend und bildungsinteressierte Erwachsene, die breite Verteilung der Schulstellen, das attraktive Angebot und die sehr moderaten Studiengebühren schaffen nämlich eine zunehmende Anfrage an Musikunterricht in seiner ganzen Vielfalt. Dies ist grundsätzlich absolut positiv zu bewerten, allerdings hat das große Interesse auch zur Folge, dass die Wartelisten an den Musikschulen länger werden. Betroffen sind dabei insbesondere die Fächer Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Steirische Harmonika, Violine, Violoncello, Querflöte, Klarinette, Saxofon, Trompete und Musikalische Früherziehung. Die entstehenden Wartzeiten sind zu lang, dieser Umstand bringt auch die musikalischen Vereine unseres Landes in arge Nöte und gefährdet die aktive Nachwuchsförderung dieser Vereine nachhaltig. Mit dem aktuellen Reglement der Studienordnung und den verfügbaren Personal- und Raumressourcen der Südtiroler Musikschulen ist der anhaltende Ansturm leider nicht zu bewältigen.
Wir sind uns dieser Problematik bewusst und streben deshalb nicht nur den Einsatz neuer Lehrstellen, sondern auch die Weiterentwicklung der musikalischen Bildungswege und der inhaltlichen Ausrichtung an:
Die Einführung der vier Leistungsstufen in Verbindung mit der Limitierung der Verweildauer innerhalb der Leistungsstufen zeigt erste gute Ergebnisse im Hinblick auf die zielgerichtete Ressourcennutzung. Als nächster Schritt soll die mehrjährige Planung des musikalischen Bildungsweges jeder Schülerin und jeden Schülers in den Fokus genommen werden und die Wertigkeit des Abschlusses einer Leistungsstufe zertifiziert werden. Der Aufstieg in die nächsthöhere Leistungsstufe wird somit enger mit der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft verknüpft. Im Fachangebot der musikalischen Grundausbildung (unabhängig der Altersgruppe) soll der gezielten und individuellen Beratung und Erprobungsmöglichkeit bei der Instrumenten- bzw. Fachauswahl mehr Raum und Aufmerksamkeit gegeben werden.
Die Begabtenförderungsprogramme sind in den Südtiroler Musikschulen durchaus erfolgreich, aber derzeit sehr vielfältig und nach unterschiedlichen Kriterien gestaltet. Eine interne Arbeitsgruppe wird sich künftig um den Aufbau eines einheitlichen Begabtenförderungsprogrammes kümmern, welches die qualitative, individuell abgestimmte fachliche Betreuung durch die Musikschule (u.a. Mehrfachbelegung für Instrumentalfächer nur mehr für Schüler/innen im Begabtenförderungsprogramm) und v.a. auch die Zugangsregeln definiert. Mit der Einführung eines musikschulübergreifenden Begabtenförderungsprogramms mit hohen Anforderungen an die Antragsteller, werden die Mehrfachbelegungen weniger. Die dadurch freiwerdenden Zeitkontingente können dem Abbau der Wartelisten zur Verfügung stehen.
Die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Schulen und musikalischen Verbänden/Vereinen des Landes gehört zu den institutionellen Aufgaben der Musikschulen. In der gezielten Zusammenarbeit mit den öffentlichen Schulen mit musikalischem Schwerpunkt müssen Doppelgleisigkeiten (Mehrfachbelegungen) eliminiert werden. Die Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsangebot der musikalischen Verbände/ Vereine des Landes (z.B. abstimmen der Lehrprogramme/ Laufzeiten des Unterrichts, gemeinsame Veranstaltungen, gemeinsame Nutzung von Raum und Equipment, Anerkennung der Fachbelegung) ist eine zielführende Initiative um die Wartezeit bis zum Eintritt in die Musikschule zu überbrücken.
Die Musikschuldirektionen haben die Möglichkeit, das Zugangsalter für Fächer mit langen Wartelisten temporär einzuschränken.
Wir sind davon überzeugt, mit diesen Maßnahmen auf dem richtigen Weg zu sein. Darüber hinaus strebt die Landesregierung für das kommende Musikschuljahr 2018/2019 eine Erhöhung des Gesamtstellenkontingentes um 10 Stellen an. Es ist zudem unser Ziel, eine stufenweise Erhöhung in den kommenden Jahren zu erlangen.