Unser Wohlstand und unsere Lebensqualität sowie Beschäftigung und Wachstum hängen auch in Südtirol davon ab, wie gut es uns in Zukunft gelingen wird, Fachkräfte zu sichern und zu erweitern. Warum? Vereinfacht erklärt: Wenn Fachkräfte fehlen, müssen Firmen Aufträge ablehnen. Infolge kann unsere Wirtschaft nicht wachsen. Das wirkt sich mittelfristig auf unseren Wohlstand aus. Die Folgen liegen auf der Hand. Die Sicherung von qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht somit uns alle etwas an.
Schritt für Schritt will ich mich um eines der dringenden Probleme der Südtiroler Wirtschaft kümmern: den Fachkräftemangel. Unter dem Schlagwort „Attraktivität.Arbeitsplatz.Südtirol“ habe ich eine Fachkräfteoffensive lanciert. Mit dabei Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner, der Handelskammer sowie der Forschung und natürlich jene Fachexpertinnen und Fachexperten aus der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Denn nur gemeinsam sind wir darin stark, in Zukunft für Südtirol Fachkräfte zu sichern. Wir sind uns darin einig: Der Fachkräftemangel hat verschiedene Ursachen, wird sich angesichts der zukünftigen demografischen Entwicklung aber verschärfen. Bis 2035 rechnet das Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung mit einem fehlenden Arbeitskräftepotenzial von 20.000 bis hin zu insgesamt 60.000 Personen. Benachteiligt von einem solchen sei vorerst die westliche Landeshälfte, zu einem späteren Zeitpunkt die östliche. Eine düstere Prognose für die nächsten sechzehn Jahre. Es ist es daher entscheidend, dass wir schon heute aktiv gegensteuern. Es gilt ein Paket zu schnüren, um mit einer starken Basis an Fachkräften auch die zukünftigen Anforderungen stemmen zu können.
Fachkräfte sind ein ausschlaggebender Wirtschaftsfaktor
Aber was können wir tun, um Fachkräfte zu sichern? Auf diese Frage soll die Fachkräfteoffensive „Attraktivität.Arbeitsplatz.Südtirol“ Antworten geben, zum Nachdenken und Handeln anregen. Unterschiedliche Fachexperten brachten den Status quo für Südtirol auf den Punkt und zeichneten in der gemeinsamen Auftaktveranstaltung ein interessantes Gesamtbild des Ist-Zustandes. Alles gefüttert mit Zahlen, Fakten und Hintergrundinformationen, aber auch Ausblicken. Damit war eine Diskussionsbasis geschaffen, in den Folgetreffen geht es ums Eingemachte: Gemeinsam werden wir ein Strategiepapier erarbeitet, das wir im kommenden Frühjahr präsentieren. Eine nicht einfache Aufgabe, aber sehr wohl machbar. Um Fachkräfte langfristig zu sichern, davon bin ich überzeugt, brauchen wir eine Gesamtstrategie. Punktuelle Lösungen wirken bestenfalls als Strohfeuer. Wir müssen an verschiedenen Punkten ansetzen, um uns der gemeinsamen Herausforderung zu stellen und dabei jetzt schon die bestehenden Potenziale am Südtiroler Arbeitsmarkt ausschöpfen.
Derzeit gibt es in Südtirol zwar keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, allerdings höre ich zunehmend Unternehmen und Betriebe darüber klagen, dass sie zu wenig geeignete Arbeitskräfte finden. Schon heute können in bestimmten Branchen offene Stellen nicht mit qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt werden. Schwierigkeiten in der Stellenbesetzung sind bereits bei einem Drittel aller 1.700 befragten Unternehmen zur Regel geworden, wie die Studie (2019) „Fachkräfte gesucht? Die Sicht der Unternehmen“ des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo der Handelskammer Bozen zeigt. Gerade Betriebe mit zehn bis zu 49 Beschäftigten spüren den Fachkräftemangel am meisten. Aufgeschlüsselt nach Wirtschaftssektoren lässt sich teilweise vor allem im Gastgewerbe, in landwirtschaftlichen Genossenschaften sowie im Baugewerbe von einem verfestigten Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Aber auch größere Unternehmen sehen in Zukunft den Fachkräftemangel als Entwicklungshemmnis.
Ein Paket schnüren, um Fachkräfte zu sichern
Das Strategiepapier, das am Ende dieser Fachkräfteoffensive festgelegt und im kommenden Herbst präsentiert werden soll, sieht mehrere Handlungsfelder mit einem Bündel aus mehreren Maßnahmen vor, das quantitative, aber auch qualitative Fragen aufschlüsselt:
Dafür gilt es, zum einen dahingehend konkrete Maßnahmen auszuarbeiten, wie wir beispielsweise die Erwerbstätigenquote von 79 Prozent steigern können, wie Personen den für sie passenden Job finden können oder was wir tun müssen, um Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland und dem Nicht-EU-Raum für Südtirol gewinnen zu können. Es geht auch darum, wie wir qualifizierte Südtiroler Fachkräfte aus dem Ausland zurückholen können.
Zum anderen sollen Maßnahmen angeführt werden, wie beispielsweise Arbeitgeber bei der neuen Generation attraktiv bleiben und die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer im Fokus behalten können und wie sie es schaffen, gute Mitarbeiter für das eigenen Unternehmen zu gewinnen und zu binden. Auch soll das Strategiepapier Unternehmen in Fragen der Personalsuche und -entwicklung unterstützen.
Flankiert werden diese Bemühungen von ineinandergreifenden Maßnahmen im Bereich der Ausbildung, der Qualität der Arbeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zugleich ist es auch ein wichtiges Ziel, die Berufsausbildung weiter aufzuwerten. Denn dem hiesigen Arbeitsmarkt fehlen insbesondere schon jetzt Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung am häufigsten. Und auch Berufsgruppen, für die eine handwerkliche Ausbildung nötig ist, benötigen qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Es ist aber nicht alleinige Aufgabe der Politik und Sozialpartner die knappe Ressource Fachkräfte in den Griff zu kriegen. Es ist auch Aufgabe der Unternehmen, die Versorgung mit qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sichern. Auch sie müssen kreative Lösungen finden. Ein Paket dafür müssen wir somit gemeinsam schnüren, um schon jetzt gewappnet in die Zukunft gehen zu können, in der Wohlstand und Lebensqualität für alle Südtirolerinnen und Südtiroler auch weiterhin garantiert werden kann. Packen wir die Herausforderung an!