Wie bringt man jungen Menschen den Holocaust näher? Indem man jenen Ort besucht, der als Synonym für den Schrecken des Holocaust steht. Heute starteten 150 Jugendliche mit dem Zug der Erinnerung nach Ausschwitz. Ich durfte sie verabschieden und ihnen einen Appell mit auf die Reise geben.
Es ist ein beklemmendes Gefühl, im Lager Auschwitz-Birkenau zu stehen, dort, wo sich die Abgründe des menschlichen Seins gezeigt haben. – Das habe ich bei Promemoria Auschwitz vor wenigen Jahren selbst miterleben dürfen. Seitdem haben sich in meinem Kopf die Bilder des Grauens festgeschrieben, auch wenn der Schrecken, der an diesem Ort wütete, nicht mehr direkt sichtbar ist.
Wie bringt man jungen Menschen den Holocaust näher? Promemoria Auschwitz – Eine Reise der Erinnerung
Heute habe ich gemeinsam mit meinem italienischen Amtskollegen Giuliano Vettorato, mit dem Vorsitzenden des Partisanenvereins ANPI Guido Margheri und dem Vorsitzenden des Kulturvereins der Sinti und Roma „Nevo Drom“ Radames Gabrielli, mit Sergio Bonagura (Arciragazzi) und Deina-Koordinator Alessandro Huber sowie Verena Hafner von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste 150 Jugendliche im Festsaal der Bozner Gemeinde verabschiedet. Zahlreiche bunte Rucksäcke und Reisetaschen lagen vor der Rednerbühne bereit, startklar für diese ungewöhnliche Reise nach Krakau und weiter zum Lager Auschwitz-Birkenau. Der „Zug der Erinnerung“ wird Jugendlichen den Holocaust erklären. Sie fahren hin zu jenem Ort des Grauen, der heute zugleich Gedenkstätte ist, an die NS-Verbrechen mahnt und an deren Opfer.
1944 in Ausschwitz ermordert: „Eva Stories“ auf Instagram
So auch an die Ungarin Éva Heyman. In der Zeit der Judenverfolgung in Ungarn schrieb Éva ein Tagebuch, bevor sie mit 13 Jahren ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert wurde und dort starb. Ihr Traum war, Fotografin für eine Zeitung zu werden. Diesen Traum haben die perversen Eigenlogiken des Nationalsozialismus, die in den Grauen der Konzentrationslager mündeten, zerstört – genauso wie die Träume von weiteren 1,1 Millionen Menschen. In Auschwitz war Éva eine von vielen Versuchspersonen des KZ-Arzt Josef Mengele. Als ihre Füße anschwollen, war sie „wertloses Menschenmaterial“ und wurde vergast – mit erst 13 Jahren. Die Instagram-Webserie „Eva Stories“ beruht auf dem Tagebuch des jungen Mädchens und stellt die Frage „Was, wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte?“
„Ihr seid die neuen Zeugen gegen das Vergessen“
Mein Appell gilt insbesondere an jene Jugendliche, die mit dem „Zug der Erinnerung“ zu jenem Ort des Grauens fahren oder gefahren sind: Seid stets Teil des demokratischen Gewissens, das sich gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus stellt! Alte Zeitzeugen sterben weg. Ihr seid die neuen Zeugen, die die Erinnerung an Auschwitz wachhaltet. Und ihr seid die Leuchttürme gegen das Verharmlosen, gegen das Vergessen.