Bis vor kurzem waren sie stille Zeugen des Arbeitsalltages jener Menschen in den öffentlichen Arbeitsräumen der Landesverwaltung. Sie schmückten die Wände von Gängen und Büroräumlichkeiten, traten mit Menschen, Büromöbeln, Pflanzen, Urlaubspostkarten und anderen Objekten in Beziehung. Jetzt, nach der coronabedingten Pause, wo das Museion in Bozen seine Türen für das Publikum wieder geöffnet hat, haben über 60 Arbeiten von 50 Künstlerinnen und Künstlern ihren gewohnten Platz in den Landhäusern verlassen, um für 59 Tage in den Räumlichkeiten des Museions zu „verweilen“.
Für die Ausstellung unlearning categories präsentieren sich die Werke, vom 26. Juni bis zum 23. August 2020, einem breiten Publikum in ‚fachlicher Correctnes‘. Dabei werden nicht nur die 50 Künstlerinnen und Künstler in den Vordergrund gehoben, sondern auch die diversen Schwerpunkte ihres künstlerischen Schaffens beleuchtet. Zeitgleich mit der Ausstellung erscheint der zweite Band des Sammlungskatalogs „Arbeiten. Lavori in corso“, der alle im Zeitraum 2012-2018 von der Deutschen Kulturabteilung der Autonomen Provinz Bozen angekauften Werke enthält. Der Sammlungskatalog liefert Informationen zur Vertiefung der spannenden Gegenwartskultur. Der Ankauf von Werken zeitgenössischer bildender Kunst ist eine Maßnahme des Landes, um die Südtiroler Kunstszene zu fördern.
Aber was sind Kunstwerke ohne Publikum? Die Zeit nach der coronabedingten Zwangspause zeigt, dass sich Kunstbegeisterte mehr denn je nach einem Ort sehnen, an dem sie Kunstwerke über den Bildschirmrand hinaus wahrhaftig sehen können. Fast zwei Monate präsentieren die Abteilung Deutsche Kultur und das Museion über zwei Stockwerke hinweg eine Auswahl zu den Kunstankäufen von 2012 bis 2018 der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol.
Die Ausstellung unlearning categories ist aber nicht nur eine Präsentation von Kunstwerken. Vor dem Corona-Hintergrund wird sie zu einem Bekenntnis dahingehend, wie wichtig Investitionen in Kunst und Kultur gerade in dieser Zeit sind. Und wenn wir an die Zukunft denken, an das denken, was unsere Gesellschaft ausmacht, dann ist die Investition in Kunst und Kultur wichtiger denn je. Und dazu bekennt sich das Land Südtirol.