Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol großgeschrieben – das zeigt die Nachhaltigkeitstour des Landes Südtirol quer durch unser Land mit Landeshauptmann Arno Kompatscher vornan und jeweils einem Landesregierungsmitglied. Ziel ist: Südtirols Weg der Nachhaltigkeit gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu gestalten und einen Bogen in die Zukunft zu spannen. Nach St. Ulrich, Schlanders, Leifers, Bruneck, Innichen und Brixen führte der gestrige Tourstopp zur Nachhaltigkeit ins Stadttheater der Fuggerstadt Sterzing. Mit von der Partie war Eurac Research-Präsident Roland Psenner, der als Fachexperte einleitend einen Überblick über die von der UNO beschlossenen 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 gab. Auch zeigte er vier mögliche Zukunftsszenarien für „ein nachhaltiges Südtirol 2030+“ sowie die entsprechenden Herausforderungen auf. Neben einem interessierten Publikum nahmen Sterzinger Bürgermeister Peter Volgger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksgemeinschaft und der Gemeinden am Infoabend teil. Der Themenbogen reichte vom Verkehr über zu einer guten sowie chancengerechten Bildung und einer menschenwürdigen Arbeit bis hin zur ressourcenschonenden Produktion.
Umfrage: Für 151 Teilnehmende ist Nachhaltigkeit ein Top-Thema
Bei den in Sterzing anwesenden Bürgerinnen und Bürgern hat die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. 151 Online-Umfrageteilnehmenden halten die Nachhaltigkeit für ein wichtiges Thema (4,4 von 5 Punkten). Als die drei wichtigsten Herausforderungen, vor denen Südtirol derzeit steht, nennen die Teilnehmenden den Verkehr, gefolgt vom Klimawandel und der sozialen Gerechtigkeit.
LH Kompatscher: „Nachhaltigkeit muss sozialverträglich gestaltet werden“
Landeshauptmann Kompatscher richtete einen Appell an alle, um die Herausforderungen bei Klima-, Biodiversitäts- und Ressourcenkrise anzugehen. „Die Herausforderungen sind derart groß, dass sie weder die Politik noch die Menschen allein lösen können. Wir werden gemeinsam daran arbeiten müssen“, sagte der Landeshauptmann. Bei dieser „großen Transformation“ gelte es, Ökologie und Soziales, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft voll einzubeziehen „Das alles müssen wir schaffen, ohne die Menschen bzw. bestimmte Gruppen von Menschen zurückzulassen. Das Ganze muss sozialverträglich gestaltet werden.“
Nachhaltigkeit entscheidet darüber, was wir unseren Kindern hinterlassen
Mir war es wichtig die Bedeutung einer „ressortübergreifenden Zusammenarbeit“ in der Nachhaltigkeitspolitik zu betonen. Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele dienen hierfür als Richtschnur und machen bewusst, auf welchen Weg wir bisher waren, und was wir gezielter tun sollen. Denn was wir heute für die Nachhaltigkeit tun oder nicht tun, entscheidet darüber, was wir unseren Kindern morgen hinterlassen.
Eine chancengerechte Bildung ist auch eine nachhaltige
Im Sinne einer nachhaltigen Bildung muss das zentrale Ziel für uns sein, alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von ihrem sogenannten sozioökonomischen Kontext – zu einer Qualifikation hinzuführen, die Perspektive gibt, die Wert vermittelt und jeder und jedem Einzelnen Genugtuung bringt.
Ein Arbeitsumfeld, welches den Bedürfnissen der Arbeitenden gerecht wird
Aufgrund des demografischen Wandels sehe ich innerhalb meiner Ressorts im Bereich Arbeit eine der größten Herausforderung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Den vielen Rentenaustritten stehen weniger Eintritte in den Arbeitsmarkt entgegen. Das gilt für den Bildungsbereich genauso wie für andere Arbeitsbereiche. Daher ist der Kampf um Fachkräfte längst eröffnet. Ich bin überzeugt, dass wir da auch über das Konzept Arbeit 4.0 gegensteuern können: Nicht der Mensch muss zukünftig der Arbeit folgen, sondern die Arbeit dem Menschen. Soll heißen: Wir müssen europaweit der „Place to work“ werden, eine Region, in der man für einen angemessenen Lohn und innerhalb guter Rahmenbedingungen gerne arbeitet.
Nachhaltig produzieren
Auch gelte es für eine ressourcenschonende Produktion einzustehen. Ein konkretes Beispiel für die Tatkraft und den Ehrgeiz der Menschen in unserem Land ist das Bauschutt-Recycling. Hier könnte Südtirol eine Vorreiterrolle einnehmen.
Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern
Im Rahmen der Frage-Antwort-Runde mit dem Publikum rangierten ganz vorne das Handlungsfeld Verkehr, welches „eines der Hauptprobleme“ im Land sei, sagte Landeshauptmann Kompatscher. Sein Credo hierzu: Es gelte weiter „Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verbessern“. Südtirol werde zukünftig in den Schienenverkehr investieren, um straßenbahnähnliche Situationen, flankiert von Wasserstoffbussen zu haben. Auch gelte es, das Dienstleistungsangebot landesweit und immer nutzerfreundlich auszubauen. „Ziel beim öffentlichen Regionalverkehr für das Wipptal wird es sein, den Südtirol Takt bei der Anbindung von Sterzing ins nördliche Wipptal bis nach Innsbruck zu haben“, führte der Landeshauptmann aus. Thema war auch der Erwerb der Konzession für die Brennerbahn südlich des Brenners und die barrierefreie Umgestaltung des Sterzinger Bahnhofs.
Bildung und Wertschätzung: eine Kombination aus mehreren Faktoren
Bezogen auf eine gute Bildung, die mit Wertschätzung, sprich auch der Entlohnung des Bildungspersonals einhergehen muss, bin ich der Meinung, dass eine Kombination aus mehreren Faktoren notwendig ist: Zum einen brauche es eine Anpassung der Gehälter an die reelle Inflation; zum anderen gute Voraussetzungen, damit eine Lehrperson, eine pädagogische Fachkraft das tun kann, was ihr Freude macht. Beispielsweise müssen wir Bürokratie und Auflagen entschlacken, damit das Bildungspersonal nicht für das Papier arbeitet, sondern für die Kinder und Jugendlichen. Denn Wertschätzung hat mit Wertschätzung in Worten und mit Wertschätzung in Bezahlung zu tun, aber auch damit, dass man das tun darf, wofür man leidenschaftlich brennt.
Nachhaltigkeitsworkshop am Dienstagnachmittag
Darüber hinaus waren die Stärkung der regionalen Kreisläufe sowie mögliche Maßnahmen im Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Klimakrise Themen, die hinsichtlich einer stärkeren umweltverträglichen Ausrichtung angesprochen wurden. Am heutigen Dienstag (5. April) wird darüber und über weitere Fragen in einem Workshop weiter diskutiert. "Wir gestalten Zukunft. Gemeinsam" – weil Nachhaltigkeit ein Gemeinschaftswerk ist und sein muss. Die Nachhaltigkeit geht nämlich uns alle an. Und wir haben noch viel zu tun, um weiteren Schäden entgegenzuwirken.