Das abgelaufene Schuljahr war ein Schuljahr der Unsicherheiten, das einen enormen Kraftaufwand aller Schulgemeinschaften erfordert hat: insbesondere von den Kindern und Jugendlichen, die viel hingenommen und ausgehalten sowie die Regelungen respektiert haben, aber auch von den Lehrkräften und Schulführungskräften, die flexibel auf die ständigen Änderungen reagiert haben. Und ja, auch an dieser Stelle möchte ich betonen: Schülerinnen und Schüler waren in diesem Schuljahr ein Vorbild für die gesamte Südtiroler Gesellschaft.
Bei der heutigen Pressekonferenz habe ich gemeinsam mit Landesrat Giuliano Vettorato und Landesrat Daniel Alfreider sowie mit Bildungsdirektor Gustav Tschenett, Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner, dem italienischen Bildungsdirektor Vincenzo Gullotta und der ladinischen Bildungsdirektorin Edith Ploner über das abgelaufene Schuljahr Bilanz gezogen, aber auch eine Vorschau auf den Schulbeginn im Herbst gewagt.
Rückblick auf ein Schuljahr voller Unsicherheiten
Die Bildungsarbeit in diesem abgelaufenen Schuljahr war dermaßen schwierig und vielfältig, wie wahrscheinlich in keinem Jahr zuvor. Trotz allem sind Kindergärten und Schulen dem Kernauftrag des Bildungssystems bestmöglich gerecht geworden und haben Großartiges geleistet. Das Fazit auf dieses abgelaufene Schuljahr voller Unsicherheiten ist daher: Die Bilanz fällt keineswegs schlecht aus. Zum einen konnten wir aufgrund verschiedenster Maßnahmen mehr Präsenzunterricht gewährleisten als andere Regionen und dabei möglichst alle Schülerinnen und Schüler mitnehmen. Zum anderen wurden nahezu alle Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschulen aller drei Sprachgruppen in die nächste Klasse versetzt. An den Oberschulen sind die Versetzungsquoten zwar nach wie vor in den ersten beiden Klassen etwas niedriger, aber nehmen dann in den folgenden Klassenstufen zu. Meine Anerkennung gilt im Besonderen den Abgängern der Mittel- und Oberschulen sowie jenen der Berufsausbildung. Sie haben trotz des schwierigen Schuljahres ihr fächerübergreifendes Wissen rhetorisch gewandt zum Ausdruck gebracht und erfreuliche Prüfungsergebnisse eingefahren.
Auch hat sich gezeigt, dass die Schulen im Fernunterricht sehr wohl Fortschritte im Vergleich zum Schuljahr 2019/2020 gemacht haben. Und ja, dieses vergangene Schuljahr war sicher auch eine Lebensschule. Allerdings bedaure ich, dass in diesem abgelaufenen Bildungsjahr der Unsicherheiten ideologische Kämpfe auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen ausgetragen wurden.
Ausblick: Südtirols Schulwelt bereitet sich auf den Herbst vor
Unser Ziel für das kommende Schuljahr ist, noch mehr Normalität zu gewährleisten und flächendeckend zu hundert Prozent mit Präsenzunterricht an allen Schulen und Schulstufen zu starten. Und wir wollen zur Stundentafel laut Rahmenrichtlinien zurückkehren. Um dies zu ermöglichen, soll die Unterrichtszeit auf Vormittage und Nachmittage verteilt werden. Weiter werden Ein- und Austritt geregelt, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Neben Hygienemaßnahmen, Mindestabständen nach Möglichkeiten und dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (mit Ausnahme der Kindergartenkinder), was von der epidemiologischen Entwicklung abhängt und entsprechend den Bestimmungen für öffentliche Räumlichkeiten geregelt wird, werden wir wahrscheinlich wieder flächendeckende Screenings (Selbsttests) vorsehen.
Jetzt den Kopf in den Sand stecken und das Beste für den Herbst hoffen, ist der falsche Ansatz. Gemeinsam rufen wir daher schon jetzt zu Verantwortung auf, zu Eigenverantwortung und kollektiver Verantwortung, denn: Der Schulstart im Herbst hängt von unserem Verhalten im Sommer ab und von der Impfquote. Eine Corona-Impfpflicht für die Lehrerschaft gibt es derzeit nicht. Eine solche kann nur der Staat anordnen. Aber wir sprechen eine starke Empfehlung aus, sich impfen zu lassen. Diese Empfehlung richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger. Mit einer hohen Impfquote können wir nämlich einen bestmöglichen Gemeinschaftsschutz erreichen. Ein Schutz aller bedeutet in diesem Fall indirekt auch einen bestmöglichen Schutz unserer Kinder, für die es derzeit keine generelle Impfempfehlung gibt. Halten wir uns daher an die Regeln, nutzen wir das Impfangebot und ermöglichen wir so unseren Schülerinnen und Schülern, dass sie nach den langen Sommerferien in ein möglichst normales neues Schuljahr starten können.